7 Netzwerkanalyse
Entn. aus (Kasper 2000) (Paul und Paul 2019)
7.1 Systemsimulation
Ebene | Maß | Simulation |
---|---|---|
Atom | 0.1 nm | |
Festkörper/Atomverbund | 1.0 nm | |
Device | 0.1 mm | Feld |
Transistor/Subkomponenten | 1.0 mm | |
Gatter/Komponenten | 10 mm | Verhaltensmodell |
7.2 Makrotheorie
Mittelwerte charakteristischer Größen des Systems
Temperatur, Wärmekapazität, Leitfähigkeit etc.
schwache oder homogene Ortsabhängigkeit
partielle Differentialgleichungen (PDE’s) der Feldtheorie gehen über in gewöhnliche Differentialgleichungen (ODE’s)
nur noch dt kein dx (nach dem Ort)
7.3 Netzwerksimulation
Maschenwiderstandsmatrix
Knotenleitwertmatrix
mathematisch äquivalente Beschreibungen
für praktische Berechnungen (Simulation) \(\rightarrow\) Knotenanalyse
7.4 Netzwerk

7.4.1 Transiente Analyse
- Knoten 0:
\[\begin{align} -i_0-i_1-i_5&=0 \\ -G_1(v_3-v_0) - C_5 \frac{d}{dt}(v_1-v_0) &= i_0 \end{align}\] $$
- Knoten 1:
\[\begin{align} -i_2+i_3+i_5+i_6&=0 \\ -G_2(v_3-v_1)+G_3(v_1-v_3)+C_5 \frac{d}{dt}(v_1-v_0)+C_6 \frac{d}{dt}(v_1-v_6)&=0 \end{align}\]
- Knoten 2:
\[\begin{align} -i_3+i_4-i_6 &= 0 \\ -G_3(v_1-v_2)+G_4(v_2-v_4)-C_6 \frac{d}{t}(v_1-v_2) &= 0 \end{align}\]
7.4.2 Differentialgleichungssystem
\[\begin{align} \begin{pmatrix} G_2+G_3 & -G_3 & -G_2 & 0 \\ -G_3 & G_3+G_4 & 0 & -G_4 \\ -G_2 & 0 & G_1+G_2 & 0 \\ 0 & -G_4 & 0 & G_4 \end{pmatrix} & \begin{pmatrix} v_1 \\ v_2 \\ v_3 \\ v_4 \end{pmatrix} + \cdots \\ \begin{pmatrix} C_5+C_6 & -C_6 & 0 & 0 \\ -C_6 & C_6 & 0 & 0 \\ 0 & 0 & 0 & 0 \\ 0 & 0 & 0 & 0 \end{pmatrix} \frac{d}{dt} & \begin{pmatrix} v_1 \\ v_2 \\ v_3 \\ v_4 \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} 0 \\ 0 \\ 0 \\ -i_0 \end{pmatrix} \end{align}\]
\[\begin{align} \mathbf{A} \mathbf{x} + \mathbf{B} \dot{\mathbf{x}} &= \mathbf{b} \\ \dot{\mathbf{x}} &= -\mathbf{B}^{-1}\mathbf{A}\mathbf{x} + \mathbf{B}^{-1}\mathbf{b}(t) \\ &= \mathbf{T}\mathbf{x} + \mathbf{g}(t) \end{align}\]
7.5 Netzwerkanalyse zeitabhängiger Signale
Matrix \(\mathbf{B}\) ist nicht immer invertierbar, ggf. blockweise zerlegen
Algebro-Differentialgleichungen
Euler-Verfahren, explizit (vorwärts), implizit (rückwärts)
Trapez- oder Mittelpunktregel
Adams-Bashforth-,Adams-Multon- und Gear-Verfahren
Gut für den Rechner \(\rightarrow\) Python, SPICE
Wir machen Transformation und dann Gauss’sches-Eliminationsverfahren
7.6 Lösung im Frequenzbereich
Zeitbereich | Frequenzbereich | |
---|---|---|
Urbildbereich | Bildbereich | |
Spannung | \(u_n(t)\) | \(\underline{u}(t)=\underline{\hat{U}}e^{j\omega t}\) |
Strom | \(i_n(t)\) | \(\underline{i}(t)=\underline{\hat{U}}e^{j\omega t}\) |
Widerstand | \(u_R(t)=Ri_R(t)\) | \(\underline{u}_R(t)=R \underline{i}(t)\) |
Kondensator | \(i_C(t)=C \frac{du_C(t)}{dt}\) | \(\underline{i}_C(t)= j \omega C \underline{u}_C(t)\) |
Spule | \(u_L(t)=L \frac{di_L(t)}{dt}\) | \(\underline{u}_L(t)= j \omega L \underline{i}_L(t)\) |
(wenn für \(t=0\) energielos) |
7.7 Grundaufgabe der Netzwerkanalyse
Gewinnung des Netzwerkes
Wahl des Lösungsverfahrens
Durchführung der Netzwerkanalyse
Diskussion der Lösung
7.8 Netzwerkgleichungen – Kirchhoff’sche Gesetze
Knotensatz: \(\sum i_n(t)=0\)
Maschensatz: \(\sum u_n(t)=0\)
Zweigbeziehungen: \(u_n = f(i_n)\)
7.9 Vollständiges Kirchhoff’sches Gleichungssystem
\(p=k-1\), unabhängige Knotengleichungen
\(m=z-(k-1)\), unabhängige Maschengleichungen
\(z\), \(u,i\)-Beziehungen der Zweigelemente
7.10 Netzwerkstruktur
7.10.1 Unabhängige Knoten und Maschen
Die Eigenschaften eines Netzwerkes werden von den Netzwerkelementen und der Netzwerkstruktur oder -topologie bestimmt. Das ist die Art ihrer Zusammenschaltung. Sie wird auch als “Gerüst” bezeichnet und zeichnerisch durch den “Streckenkomplex” (engl. graph) ausgedrückt. Die Beschreibung kann gleichwertig durch eine “topologische Matrix” erfolgen.
7.10.2 Netzwerkgraph
Der Netzwerkgraph beschreibt die Verbindung der Netzwerkelemente durch Abstraktion der Netzwerkgeometrie. Jedem Knoten im Graphen entspricht ein Knoten im Netzwerk und jeder Verbindungslinie ein Zweig zwischen zwei Knoten. Er ist Grundlage der Zahl unabhängiger Knoten- und Maschengleichungen und kann durch “topologische Matrizen” (sog. “Inzidenzmatrizen”) mathematisch beschrieben werden.
7.11 Vollständiger Baum
Ein vollständiger Baum (engl. tree) ist ein Teilgraph, der keine Umläufe besitzt und alle Knoten des Ausgangsgraphen miteinander verbindet. In einem Netzwerk mit \(k\) Knoten hat der vollständige Baum insgesamt \(k-1\) Zweige.
7.11.1 Merkmale
alle Knoten sind direkt oder indirekt miteinander verbunden,
wird ein weiterer Zweig entfernt, so geht Merkmal 1. verloren,
es treten keine Umläufe auf.
7.12 Baumkomplement
Das Baumkomplement bildet als Gesamtheit aller Verbindungszweige das “System unabhängiger Zweige”. Jeder Verbindungszweig gehört genau zu einer Schleife (Masche), die nur aus diesem Verbindungszweig und Zweigen des vollständigen Baumes besteht. Eine solche Schleife heißt “Fundamentalschleife” (“unabhängige Masche”). Davon gibt es \(m=z-(k-1)\).
7.13 Maschenstromverfahren

7.14 Wahl der unabhängigen Ströme \(I_M\)
\[ I_1, I_4, I_7, I_8 \]
Abbildung der abhängigen Ströme durch die unabhängigen Ströme:
\[\begin{align} \begin{pmatrix} I_2 \\ I_3 \\ I_5 \\ I_6 \\ I_9 \\ I_{10} \end{pmatrix} = \begin{pmatrix} -1 & -1 & -1 & 0 \\ -1 & 0 & -1 & 0 \\ 0 & -1 & -1 & 0 \\ 0 & -1 & -1 & 0 \\ 0 & 1 & 1 & -1 \\ 0 & 0 & 1 & -1 \\ \end{pmatrix} \begin{pmatrix} I_1 \\ I_4 \\ I_7 \\ I_8 \end{pmatrix} \end{align}\]
7.15 4 Maschengleichungen
\[\begin{align} I_1Z_1 - I_2Z_2 - I_3Z_3 &= 0 \\ U_4 + I_4Z_4 + I_9+Z_9 - I_6Z_6 - I_5Z_5 - I_2Z_2 &= 0 \\ I_7Z_7 + I_{10}Z_{10} + I_9Z_9 - I_6Z_6 - I_5Z_5 - I_2Z_2 - I_3Z_3 &= 0 \\ U_8 + I_8Z_8 - I_9Z_9 - I_{10}Z_{10} &= 0 \end{align}\]
Sortieren und aufstellen des Gleichungssystems:
\[\begin{align} \underbrace{\begin{pmatrix} \sum Z_{1,3} & Z_2 & \sum Z_{2,3} & 0 \\ Z_2 & \sum Z_{2,4,5,6,9} & \sum Z_{2,5,6,9,10} & -Z_9 \\ \sum Z_{2,3} & \sum Z_{2,5,6,9,10} & \sum Z_{2,3,5,6,7,9,10} & \sum -Z_{9,10} \\ 0 & -Z_9 & \sum -Z_{9,10} & \sum Z_{8,9,10} \end{pmatrix}}_{\mathbf{Z}} \underbrace{\begin{pmatrix} I_1 \\ I_4 \\ I_7 \\ I_8 \end{pmatrix}}_{\mathbf{I_M}} &= \underbrace{\begin{pmatrix} 0 \\ -U_4 \\ 0 \\ -U_8 \end{pmatrix}}_{\mathbf{U}} \end{align}\]
7.16 Knotenspannungsanalyse
Beim Knotenspannungsverfahren, das auf Maxwell (1873) zurückgeht, wird die Hilfsvariable Knotenspannung so eingeführt, dass jede Maschengleichung automatisch erfüllt ist und daher alle wegfallen.
Das Verfahren umfasst dann:
die Aufstellung der Knotengleichungen für die Zweigströme,
ihren Ersatz durch die Zweigbeziehungen \(I=f(U)\) der Netzwerkelemente ausgedrückt durch Knotenspannungen
(statt der Zweigspannung) und die Lösung der Gleichungen nach den Knotenspannungen.
7.17 Knotenspannungs- vs Maschenstromanalyse
Wegfall der Baumsuche, auch spielt die Zahl unabhängiger Maschen \(m = z-(k-1)\) und damit die Anzahl der Zweige keine Rolle,
weil die Knotenspannungen unabhängige Variablen sind, dürfen Spannungsquellen nicht auftreten, denn eine ideale Spannungsquelle zwischen zwei Knoten macht den Strom durch die Quelle unbestimmt.