9. Komplexe Wechselstromrechnung#
Komplexer Spannungs- und Stromteiler
Anpassung
Überlagerungsverfahren
Maschenstromverfahren
Knotenpotentialerfahren
Komplexer Spannungs- und Stromteiler#
Der Spannungs- und Stromteiler ist bereits aus GEL1 bekannt. Unter Anwendung der komplexen Zahlen können diese Konzepte auf den Sinusstrom übertragen werden.
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Leistungsanpassung#
Bei der Leistungsanpassung soll der Empfänger die größtmögliche Leistung übertragen bekommen.
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Blindleistungskompensation#
Da eine Induktivität positive Blindleistung aufnimmt und eine Kapazität negative Blindleistung, kann man die Zweipole so zusammenschalten, dass sich die Blindleistungen gegenseitig ausgleichen. Damit werden die Zuleitungen durch weniger Blindleistung belastet. Dieses Vorgehen nennt man Blindleistungskompensation.
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Überlagerungsprinzip#
Das Überlagerungsprinzip darf nur in linearen Netzwerken benutzt werden.
Bei Sinusstrom gilt Linearität bei den komplexen Effektivwerten \(\underline{U}\) und \(\underline{I}\), sowie bei den komplexen Scheitelwerten \(\underline{\hat{u}}\) und \(\underline{\hat{i}}\).
Bei dem Überlagerungsprinzip berechnet man das Netzwerk für jede Quelle einzelnd. Spannungsquellen werden kurzgeschlossen und Stromquellen werden abgetrennt. Nach Berechnung z.B. aller Teilströme für alle einzelnd wirksamen Quellen, wird aus allen Teilströmen der Gesamtstrom berechnet.
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Maschenstromverfahren#
Das Maschenstromverfahren kann auf Sinusstromnetzwerke angewendet werden, indem man die reellen Gleichstromgrößen durch die komplexen Größen \(\underline{U}\), \(\underline{I}\) und \(\underline{Z}\) ersetzt.
Zusammenfassung des Maschenstromverfahrens:
Vorbereitung:
Vereinfachung des Netzwerkes als Graphen
Einzeichnen des vollständigen Baumes (Verbindung aller Knoten ohne Maschen/Schleifen zu erzeugen)
alle Zweige des Baumes sind Baumzweige/Verbindungszweige -> Maschenströme
Maschenumläufe:
\(m = z - k + 1\) Maschengleichungen (= Anzahl Verbindungszweige)
m: Anzahl Maschengleichungen
z: Anzahl Zweige insgesamt
k: Anzahl Knoten insgesamt
Maschenumläufe einzeichnen (jeder Verbindungszweig nur 1-mal durchlaufen; der Umlaufsinn entspricht der Flussrichtung der Maschenströme)
Maschengleichungen aufstellen
Knotengleichungen:
\(r = k - 1\) Anzahl Knotengleichungen
Knotengleichungen nach Baumzweigen umstellen
Kombinieren:
Knotengleichungen im Maschengleichungen einsetzen
Maschenströme als Spalte; Quellspannungen nach rechts
Impedanzmatrix aufstellen
Kontrolle:
Hauptdiagonale: Umlaufimpedanzen
Koppelimpedanzen: gehören zu mehr als einer Maschen -> negatives Vorzeichen, wenn Umlaufrichtungen entgegengesetzt sind
Quellspannungen: sind positiv wenn sie entgegen des Maschenumlaufsinns sind
Symmetrie:
Maschenumlaufsinn entsprechend Maschenströme
Spaltenn und Zeilen richtig sortiert
Sonderfälle:
reale Stromquelle:
Umwandlung in reale Spannungsquelle
Stromzweig muss nachträglich berechent werden
ideale Stromquelle:
Stromzweig als Maschenstrom
nur 1 Maschenumlauf über den Zweig q
Knotenpotentialverfahren#
Das Knotenpotentialverfahren kann auf Sinusstromnetzwerke angewendet werden, indem man die reellen Gleichstromgrößen durch die komplexen Größen \(\underline{U}\), \(\underline{I}\) und \(\underline{Z}\) bzw. \(\underline{Y}\) ersetzt.
Zusammenfassung des Maschenstromverfahrens:
willkürlich Ströme ins Netzwerk einzeichnen
Impedanzen in Admittanzen umwandeln
Spannungsquellen in Stromquellen umwandeln (bewirkt eine Änderung der Anzahl an Strömen im Netzwerk)
Null-Bezugspotential \(\varphi_0 = 0\) festlegen
restlichen Knoten nummerieren
Knotenpotentiale einzeichnen + restliche Spannungen (in Stromrichtung einzeichnen)
Knotengleichungen aufstellen
Ströme als Produkt aus Spannung \(\cdot\) Leitwert darstellen
Spannungen aus Knotenpotentialen darstellen
Spannungen in Knotengleichung einsetzen (Gleichungen bestehen aus Leitwerten und Knotenpotentialen)
invertieren, umstellen, sortieren
Admittanzmatrix aufstellen
Shortcut:
Matrix ist symmetrisch um die Hauptdiagonale
HD sind Knotenadmittanzen
andere Admittanzen sind Koppeladmittanzen (die zwischen 2 Knoten sitzen); sie sind immer negativ
Stromvektor besteht aus Quellströmen (auf Knoten zu -> positiv; von Knoten weg -> negativ)
Übungen#
Übung 9.1 (Zusammenfassung komplexer Impedanzen)#
(Albach Kapitel 8 Level 2 Aufgabe 8.8)
Gegeben ist das folgende Netzwerk.
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Bestimmen Sie die Eingangsimpedanz \(\underline{Z}_E\) für das gegebene Netzwerk, indem Sie nacheinander geeignete Teilnetzwerke zusammenfassen und entsprechende Abkürzungen einführen.
Lösung 9.1
Reihenschaltung von \(R_1\) und \(C_1\):
Reihenschaltung von \(R_2\) und \(C_2\):
Reihenschaltung von \(R_3\) und \(L_3\):
Parallelschaltung von \(L_1\) und \(R_4\):
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Parallelschaltung von \(\underline{Z}_2\) und \(\underline{Z}_3\):
Reihenschaltung von \(\underline{Z}_1\), \(\underline{Z}_5\) und \(\underline{Z}_4\):
Übung 9.2 (Netzwerkberechnung)#
(Hagmann Aufgabe 7.4)
Die im Bild angegebene Schaltung enthält die ohmschen Widerstände \(R_1 = 150\,\Omega\), \(R_2 = 200\,\Omega\) und \(R_3 = 350\,\Omega\). Die beiden vorhandenen Spulen haben die Induktivitäten \(L_1 = 10\,mH\) und \(L_2 = 30\,mH\). Der Kondensator besitzt die Kapazität \(C = 1\,\mu F\). Die Schaltung liegt an der Spannung \(U = 40\,V\) der Frequenz \(f = 1,2\,kHz\).
Es sind alle auftretenden Ströme zu berechnen.
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Lösung 9.2
Berechnung der Blindwiderstände:
Berechnung der Impedanzen:
Parallelschaltung von \(\underline{Z}_2\) und \(\underline{Z}_3\):
Mit Spannung \(\underline{U}\) als Bezugsgröße und reell:
Stromteiler:
Knotenregel:
Übung 9.3 (Leistungsanpassung)#
(Hagman Aufgabe 7.31)
Die im Bild dargestellte Schaltung enthält eine Spannungsquelle mit dem (ohmschen) Innenwiderstand \(R_i = 100\,\Omega\). Die Frequenz der gelieferten Spannung beträgt \(f = 100\,Hz\). Ein ohmscher Belastungswiderstand (Verbraucherwiderstand) \(R_a = 10\,\Omega\) soll -wie dargestellt- übe eine LC-Kombination an die Spannungsquelle angeschlossen werden. Dabei sollen die Induktivität \(L\) und die Kapazität \(C\) so gewählt werden, dass Wirkleistungsanpassung besteht, \(R_a\) also die maximal mögliche Wirkleistung aufnimmt.
Welche Werte sind für \(L\) und \(C\) erforderlich?
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Lösung 9.3
Zusammenfassen der RLC-Kombination:
Für Wirkleistungsanpassung gilt: \(\underline{Z}_a = \underline{Z}_i^*\)
Trennung Real- und Imaginärteil:
Gleichung Induktivität:
Gleichung Kapazität:
Übung 9.4 (Blindleistungskompensation)#
(Vaske/Fricke Beispiel 3.103)
Ein Verbraucher entnimmt einem Netz für die Sinusspannung \(U = 20\,kV\) bei der Frequenz \(f = 50\,Hz\) die Wirkleistung \(P = 300\,kW\) bei dem induktiven Wirkfaktor \(\cos(\varphi) = 0,8\). Der Wirkfaktor soll auf \(\cos(\varphi ') = 0,95\) verbessert werden. Die erfoderliche Kapazität \(C\) soll bestimmt werden.
Lösung 9.4
(Bild Fricke Seite 325 Bild 3.139)
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Berechnung Scheinleistung:
Scheinleistung nach Kompensation:
Phasenwinkel berechnen:
ursprüngliche induktive Blindleistung:
induktive Blindleistung nach Kompensation:
kapazitive Blindleistung:
Kapazität berechnen:
Übung 9.5 (Maschenstromverfahren)#
(Hagmann Aufgabe 7.27)
In der Schaltung haben die ohmschen Widerstände die Werte \(R_1 = 85\,\Omega\), \(R_2 = 35\,\Omega\) und \(R_3 = 75\,\Omega\). Die Induktivitäten der Spulen betragen \(L_1 = 21,22\,mH\) und \(L_2 = 50,4\,mH\). Der vorhandene Kondensator besitzt die Kapazität \(C = 17,68 \,\mu F\). Die Versorgungsspannung hat eine Frequenz von \(f = 300\,Hz\) und beträgt \(U = 100\,V\).
Die Widerstandsmatrix soll über das Maschenstromverfahren aufgestellt werden.
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Lösung 9.5
Berechnung der Blindwiderstände:
Maschenströme: \(\underline{I}_1\), \(\underline{I}_2\) und \(\underline{I}_3\)
Maschengleichungen:
M1:
M2:
M3:
nach unbekannten Strömen ordnen:
M1:
M2:
M3:
Matrixe aufstellen:
Übung 9.6 (Überlagerungsverfahren)#
(Vaske/Fricke Beispiel 3.92)
Das Netzwerk im Bild besteht aus Wirkwiderstand \(R = 5\,\Omega\), den Blindwiderständen \(X_L = 10\,\Omega\) und \(X_C = -20\,\Omega\), sowie den komplexen Widerständen \(\underline{Z}_b = 100\,\Omega \angle{-30°}\) und \(\underline{Z}_c = 50\,\Omega \angle{50°}\) und führt die Ströme \(\underline{I}_{qb} = -j4\,A\) und \(\underline{I}_{qc} = 3\,A\).
Es sollen alle Ströme berechent werden.
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Lösung 9.6

Teilschaltung (im Bild: b):
Stromteiler:
Knotenregel:
Teilschaltung (im Bild: c):
Stromteiler:
Knotenregel:
Überlagerung der Ströme: